Bayerische Schmankerl 44

Peter Zollner

Die Umstände, unter denen es vermutlich einmalig – die Abstempelung ist ein Unikat – zum Abdruck des hier gezeigten Einzeilers von Passau auf Marke kommen konnte, liegen völlig im Dunklen. Der Stempel wurde, wie eine Unzahl (markenloser) Postscheine beweisen, in Passau bei der Fahrpostexpedition verwendet.

Die einzig vorstellbare theoretische Möglichkeit, wie ein Fahrpoststempel regulär auf eine Marke gelangen konnte, wäre dann gegeben gewesen, wenn ein Postkunde einen Rückschein für eine Fahrpostsendung verlangt und diesen bereits korrekt mit 6 Kreuzern frankiert gehabt hätte. Da die bayerische Post bis in die 1860er-Jahre nicht vorschrieb, wie die privat vom Expeditor zu erhebende Rückscheingebühr zu verarbeiten war (bar oder mit Marke), wäre in diesem Fall eine Abstempelung gleich am Fahrpostschalter möglich gewesen. Da das gezeigte Briefstück, das schon die Sessler-Sammlung zierte, aber rückseitig handschriftlich dicht beschrieben ist und daher von einem Brief stammen sollte, kann auch diese Variante kaum zutreffen und es ist von einer heute nicht mehr nachvollziehbaren Zufallsentwertung auszugehen.