Bayerische Schmankerl 41

Peter Zollner

Der Brief der 1. Gewichtsstufe (bis 1 Loth) lief in die 1. Entfernungszone (bis 10 Meilen) des Deutsch-Österreichischen Postvereins nach Bludenz in Vorarlberg / Österreich (tatsächliche Entfernung nur 6 Meilen).

Mit der blauen 3 Kreuzer-Marke der Platte 5 ist der Brief tarifgerecht freigemacht. Im schwäbischen Lindau stand gesichert zwischen dem 10. und 24. März 1862 der Mühlradstempel mit der Nummer “289“ nicht zur Verfügung. Etwa zwei Dutzend lose Marken und vier registrierte Briefe, von denen zwei auch auf das Jahr datierbar sind, belegen diesen Umstand. Da die erhaltenen Briefe, auf denen dieses Stempelkuriosum als Entwerter auftritt, sämtlich als Aufgabestempel den Halbkreiser von Lindau tragen, steht außer Frage, dass der Einzeiler als Ersatz für den Mühlradnummernstempel eingesetzt wurde. Dies wird auch erhärtet durch den Vermerk „nur a. Marke bek.“ im 'Handbuch der bayerischen Poststempel' von Karl Winkler.

Unklar und auch nicht nachzuvollziehen bleiben allerdings die Gründe, warum sich der Postexpeditor in Lindau nicht einfach des Halbkreisstempels zur Entwertung der Frankatur bediente anstatt ein weiteres Stempelgerät in Betrieb zu nehmen, was ja schließlich einen zusätzlichen Arbeitsgang zur Folge hatte.